Während man Musik einfach hören kann oder Lyrik rezitiert, ohne ständig Versfüße zählen zu müssen, ist die unmittelbare Rezeption, das rein sinnliche Erleben von Kunst nicht selbstverständlich. Das, was sie im Betrachter auslöst, ist im Betrieb keine relevante Kategorie. Dabei zielt die Bildende Kunst doch auch unmittelbar auf unsere Sinne. Die Arbeiten von Herbert Schmidt etwa sind leise und empfindsam. Ihnen wohnt etwas inne, was man durchaus als Poesie bezeichnen kann, also etwas, das sich der Sprache entzieht, das still, anmutig, ja andächtig ist. Dabei verwendet Herbert Schmidt eigentlich schäbiges Material, Pappen, Papierreste, Schnipsel, Schnüre, Drähte, Stöckchen, Hölzchen und Stückchen. Aus diesen gefundenen Materialien erstellt er Collagen, die nichts erzählen wollen, keinen Inhalt transportieren. Es ist ein intuitives Spiel mit Abstraktion und Form, mit Fläche und Linie. Zart ziehen sich feine Lineaturen über die Bildträger, die an archaische Zeichnungen erinnern, dann wieder verschafft sich eine Farbe zaghaft Gehör. Damit lässt uns Herbert Schmidt spüren, dass affektives Erleben ohne konkrete Erzählung möglich ist, dass für die sinnliche Wahrnehmung Form und Farbe genügen. Unmittelbar, pur und intensiv.